Archiv für den Monat: Februar 2014

4. Etappe von Schönwalde bis Hennigsdorf

4. Etappe, Donnerstag, 30.1.2014

Wettertechnisch können wir uns nicht beklagen: Nachdem wir auf den ersten drei Etappen  Sonnenschein, Regen und Nebel hautnah erleben durften, ist diesmal der Winter mit Schnee und allem Drum und Dran unser treuer Begleiter. Deshalb planen wir auch nur eine Halbetappe, nämlich die ca. 8-10 km von Schönwalde nach Hennigsdorf. Es beginnt auch etwas später, um gemäßigte 10.30 Uhr, an der Haltestelle Falkenhagener Weg, an der wir vor  einigen Wochen den Ort im Dunkel verlassen hatten. Die Route ist einfach, wir gehen an Einfamilienhäusern vorbei und erreichen nach wenigen Minuten die Kirche in Schönwalde, die laut Wetterfahne 1737 errichtet wurde. Die Wagner-Orgel, die sich in der Kirche befindet, hat übrigens nichts mit Richard Wagner zu tun, sondern ist nach dem Orgelbauer Joachim Wagner benannt. Es geht weiter durch die verschneite Landschaft immer geradeaus nach Norden, bis wir die Richtung nach Osten ändern müssen. Die Streckenbeschreibung in der „Reschke-Bibel“ ist präzise und einfach nachzuvollziehen. Wir laufen durch einen Wald namens Mittelbruch, überqueren ein Gewässer mit dem interessanten Namen Risiakengraben und marschieren weiter durch die Bötzower Unterheide. Wir kommen am ehemaligen Übungsgelände der Roten Armee vorbei; die Ruinen, die wohl nur für militärische Übungen herhalten mussten, scheinen aber nicht aus roter, sondern eher aus brauner Zeit zu stammen.

IV Russische Übungsruine (2)

Was heißt wohl „YEPHOI OPCK!“?

Nach der Überquerung des Muhrgrabens (ein See ist uns auf der 66-Seen-Route auch diesmal nicht vergönnt) führt ein schnurgerader Weg genau Richtung Osten auf Hennigsdorf zu. Wir merken jetzt auch den mäßigen Ostwind, der bei -3 Grad durchaus unangenehm zu spüren ist. An der Tatsache, dass uns sowohl junge Mütter mit Kinderwagen und Hund als auch Skilangläufer begegnen, erkennen wir, dass wir unser Ziel demnächst erreicht haben. Wir laufen am Friedhof vorbei, der so groß ist, dass er unmöglich nur Hennigsdorfer aufgenommen haben kann. Bevor wir den Ort erreichen, können wir noch einen Postmeilenstein bewundern, genauer gesagt einen Viertelmeilenstein. Die Informationstafel erklärt uns ehrlicherweise, dass es sich um eine Rekonstruktion handelt. Diese sei am Originalplatz aufgestellt worden, was der Wissende, seines Zeichens einer der Experten für Poststraßen/Meilensteine, zumindest in der nördlichen Hemisphäre, bezweifelt, da er alle ehemaligen Poststraßen kennt und hier wohl keine vorbeikam. Ich ahne, wie die Sache ausgehen könnte: Die Gemeinde wird vielleicht über kurz oder lang ein korrigiertes Schild aufstellen…

Wir gehen durch die Fußgängerzone mit mehr oder weniger schmucken Nachwendehäusern und Einkaufspassagen und suchen nach einer Verpflegungsmöglichkeit jenseits von Thai-Imbiss, Dönerbude und Mexikaner, der eher nach Rotlichtviertel als nach Essen aussieht. Weiter bis zum Bahnhof, aber auch dort Fehlanzeige! Eine ältere Eingeborene sieht offenbar unsere verzweifelten Blicke und fragt uns nach dem Begehren. Sie erklärt uns in weniger als sieben Minuten den Weg zu einem italienischen Restaurant, an dem wir aber nie ankommen, weil der Schulfreund nach zweihundert Metern das ihm vertraute „Fisch-Eck“ erkennt. Er muss uns nicht lange überreden und wir bereuen nichts. Die Mischung aus Fischladen und Restaurant ist stimmig und authentisch, der Fisch ist  preiswert, äußerst frisch und zwar einfach aber ziemlich perfekt zubereitet. Ein Geheimtipp für alle Hennigsdorf-Urlauber, die unterhalb des Gourmet-Niveaus ordentlich essen gehen wollen. Mit der S-Bahn, die überraschenderweise  trotz Schnees, leichten Ostwindes und starker Bewölkung pünktlich fährt, sind wir in einer halben Stunde in Berlin-Mitte zurück.