Archiv für den Monat: März 2016

15. Etappe von Bad Saarow nach Storkow am 29.2.2016 (ca.17 km)

Rückkehr an altbekannte Orte: Immer ein schönes, heimatliches Gefühl. Wir gehen vom Bahnhof Bad Saarow, als wäre es unser alter Schulweg aus Kindheitstagen, zum Seeufer und beginnen unsere Wanderung. Wir könnten am Ufer des Scharmützelsees, vorbei am der riesigen Ferienanlage, nach Wendisch-Rietz marschieren, der Wanderführer von Manfred Reschke schreibt uns aber vor, am Fontanepark alsbald nach rechts in unbekanntes Gelände vorzudringen. Beim Lesen der folgenden Wegbeschreibung überkam mich schon zuhause ein ungutes Gefühl, was sich vor Ort als durchaus berechtigt herausstellte. Es ist von einem „Abenteuerpfad“ und „Urwald“ die Rede. Kurz und gut: Vom blauen Punkt ist an einigen Stellen nichts mehr zu sehen und die Groborientierung nach der Sonne angesichts der Wolken nicht möglich. Hier könnte unsere Wanderung nach drei Fünfteln der Strecke unrühmlich beendet sein, wenn zwei Mitwanderer nicht spät, aber nicht zu spät, auf die Idee gekommen wären, die GPS-Funktion ihres Smartphones zwecks Standortbestimmung zu aktivieren. Auf diese Weise finden wir den riesigen Bad Saarower Friedhof mit seinem Ehrenhain für KZ-Insassen, der im Wanderführer nicht erwähnt wird. Nachdem wir das beschriebene Wasserreservoir in der Nähe des Öko-Bauernhofes „Marienhöhe“ erblicken, sind wir wieder auf der richtigen Route, die bis zum Ende gut ausgeschildert und leicht zu finden ist.

Wir kommen bald zum Großen Kolpiner See (43), den wir halb umrunden. Die Gastronomie auf dem Strandbadgelände hat im Winterhalbjahr selbstverständlich geschlossen. Wir wandern weiter nach Kolpin, vergleichen das Bild der alten Post im Wanderführer mit der heutigen Situation: Keine Post mehr, kein Briefkasten aber der Putz nicht mehr grau, sondern hellgelb und das Relief mit der Postkutsche wider Erwarten nicht abgeklopft, sondern restauriert. Man staunt! „Irreführende Markierungen“, wie im Buch erwähnt, können wir nicht finden. Wir verlassen Kolpin am Kleinen Kolpiner See (44) vorbeilaufend und finden den Weg, der geradeaus Richtung Süden nach Reichenwalde führt. Das Restaurant hat Montag Ruhetag. War eigentlich klar. Deshalb geht es jetzt weiter nach Westen, und da das Freizeit- und Jugendzentrum Hirschluch auf den Hinweistafeln angekündigt wird, beschließen wir, die dortige Gastronomie zu probieren.

Unter Gastronomie darf man sich nun kein Restaurant mit Speisekarte vorstellen, sondern die Vorstellung vom Speisesaal einer Jugendherberge trifft die Gegebenheiten vor Ort besser. Wir kommen genau zur Mittagszeit und beeilen uns, um vor der hungrigen westdeutschen Jugendgruppe, die gerade mit dem Bus eintrifft, an den Futtertrögen zu sein. Bei den Christen wird natürlich kein hungriger Wanderer abgewiesen, so dass wir uns am Salatbuffet bedienen können, der Fisch mit den Kartoffeln wird sogar am Tisch serviert, ebenso wie der Joghurt-Nachtisch und Getränke kann man sich selber zapfen (kein Bier, natürlich nicht!). Keine Gourmetveranstaltung, aber die gab es auf der Wanderung auch für mehr als sechs Euro pro Person nicht.

Gestärkt erklimmen wir die direkt an das Hirschluch-Gelände angrenzende Große Binnendüne. Unklar, warum neuerdings behauptet wird, dass Sand angeblich knapp wird. Wer die Düne erstiegen hat, weiß es besser.

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                   Große Binnendüne

Die Bauindustrie sollte aber lieber die Finger von der Düne lassen: Alles steht unter Naturschutz. Nach dem Abstieg verlassen wir die Wanderroute, streifen den Großen Storkower See (45) und gehen neben der stark befahrenen Bundesstraße zum Bahnhof von Storkow. Dort gibt es zwar eine Aufsicht, die rechtzeitig den Gleisübergang mit einer Kette versperrt, aber keinen Fahrkartenautomaten. Da auch der Zug nicht über einen solchen verfügt und ein Schaffner nicht eingeplant ist, müssen wir uns die Beförderung erzwungenermaßen erschleichen, wie es im Amtsdeutsch so schön heißt. Ab Königs Wusterhausen dürfen wir aber für den Rest der Strecke ein bescheidenes Entgelt verrichten, um unser schlechtes Gewissen zu beruhigen. War `ne schöne Wanderung jewesn!