Sommerwanderung heißt frühes Aufstehen. Den halbwegs frischen Morgen muss man genießen, der Vormittag wird noch warm genug und der Nachmittag quält einen sowieso mit seiner erschöpfenden Hitze. Um 9.11 Uhr in Wendisch-Rietz losmarschieren heißt für die Stahnsdorfer oder Lichterfelder Wanderer gegen sechs Uhr (oder sogar davor) aufzustehen, um die Bahnverbindungen pünktlich abzuarbeiten. Nach einem weniger schönen Kilometer neben der Straße biegen wir nach rechts zum Kleinen Glubigsee (46) ab und sehen vom Aussichtspunkt über den See auf das am westlichen Ufer gelegene Fischrestaurant. Wenn die Mücken nicht stören, sicher ein schöner Ort zum abendlichen Genießen. Jetzt wird aber nicht genossen, sondern ca. 10 Kilometer nach Süden gewandert und an etlichen Seen vorbeigegangen, was ja auch der tiefere Sinn der gesamten Übung ist. Nach dem kleinen folgt unweigerlich der Große Glubigsee (47) und anschließend der Springsee (48), der seinen Namen einer Quelle verdankt, die aus den Tiefen der Behrendorfer Heide kommt (Heide in Brandenburg = Wald, wie man vom Wissenden gelernt hat und auch nicht mehr vergisst) und sich in den See ergießt. Am Südufer des Sees kann man ab 11 Uhr im Imbiss „Zur Quelle“ einen Kaffee für einen Euro verzehren oder das erste Bier des Tages für sonderbare 88 Cent. Entweder entspringt die Kalkulation dem Hirn eines Dyskalkulieres oder dem eines Alkoholikers. Nach der bierfreien Stärkung wandern wir weiter zum Großen Melangsee (49), nachdem wir um ein Naturschutzgebiet herumgewandert sind.
Kleiner Melangsee
Vom Ostufer schwenken wir jetzt auf das Westufer der Seenkette und der See mit der Nr. (50) hat keinen offiziellen Namen, die Bezeichnung Karpfenteich scheint am besten zu passen, kleiner Melangsee, Kleiner Grubensee oder Kleiner Tiefer See sind andere Bezeichnungen. Vielleicht sollte die Obrigkeit hier mal ein Machtwort sprechen, obwohl ein bisschen Anarchie in der sonst so korrekten Geografie auch mal ganz schön ist. Durch ein kurzes Stück Wald geht es zum Tiefen See oder Grubensee (51), der still hinter einem breiten Schilfgürtel daliegt. Noch ein paar Meter nach Süden und ab dann ist die Hauptrichtung bis zum Brandenburger Tor in Potsdam Westen. Am Godnasee (52) legt die halbe Wandergruppe ein kurzes Schwimmviertelstündchen ein, bevor wir durch die Kienheide gehen und alsbald die Nordspitze des Neuendorfer Sees (53) erreichen. Anfangs führt der Weg in Ufernähe auf der Westseite um den See herum, nach zwei Kilometern stoßen wir auf die kaum befahrene Straße, die wir bis Neuendorf City entlang marschieren. An der Bushaltestelle „Neuendorf am See“, die uns zeigt, dass wir uns kurz vor dem Ende der Welt befinden, weil es sie nur auf einer Straßenseite gibt, warten wir auf den Bus. Er bringt uns nach Lübben, von wo aus wir die Bahn nach Berlin nehmen, die stündlich fährt.