Anfang April ist ja vieles möglich: Es könnte ein milder, sonniger Frühlingstag sein, genauso aber wären Kälte, Gegenwind und Hagelschauer möglich. Wir entscheiden uns wie immer für den gesunden Mittelweg und begeben uns, nachdem uns ein Taxi in Ermangelung vormittäglicher Busverbindungen von Wünsdorf aus in Zesch am See abgesetzt hat, bei trockenem, nicht zu kaltem Wetter, auf unsere heutige Wanderetappe. Gleich nach dem Forsthaus wird der Kleine Zeschsee (66) halb umrundet. Wir müssen uns anschließend für eine ganze Weile auf einem tiefem Sandweg quälen, eigentlich erwartet man genau solche Wege in der Mark Brandenburg, schön sind sie trotzdem nicht. Dafür ist die Aussicht ins linker Hand liegende Tal mit der dahinter zu erkennenden Lindenbrücker Heide schon mal die Wanderung wert. In Lindenbrück biegen wir nicht 100 Meter vor dem Kriegerdenkmal rechts ab, sondern gehen bis zu selbigem, um in einem sehr kurz gehaltenen Vortrag des Wissenden zu erfahren, dass Lindenbrück bis 1937 Jachzenbrück hieß, was für die braunen Herren wohl zu slawisch klang. Außerdem wurde hier in der Nähe die Leiche eines gewissen Herrn Erik Jan Hanussen gefunden, seines Zeichens Hofastrologe hoher und höchster Nazi-Kreise. Mit rechten Dingen ging es bei seinem Tod im 44. Lebensjahr sicher nicht zu, nachdem ihn ein SA-Kommando einen Tag vor seinem plötzlichen Ableben verhaftet hatte…
Da ein Jauchegruben-Abpumpwagen mit seiner in unmittelbarer Nähe stattfindenden wichtigen gesellschaftlichen Tätigkeit sowohl unsere Hör- als auch Geruchssinne beleidigt, ziehen wir uns auf den Wanderweg zurück und gelangen im Ortsteil Funkenmühle zum Wolziger See (67). Leider müssen wir bald in den südlichen Ausläufern von Wünsdorf-Waldstadt einen guten Kilometer auf dem Radweg der B96 laufen, was nicht den angenehmsten Teil der Wanderung darstellt. Wir unterqueren dann die Bahn und gelangen an den Großen Wünsdorfer See (68), bis wir an einer „auffälligen Straßenkreuzung“ (Reschke, S. 194) nach rechts abbiegen, da die Bäckerei mit dem sehenswerten Zwanziger-Jahre-Schriftzug auch schon das eine oder andere Jahrzehnt geschlossen scheint. An einem schönen Rastplatz mit Seeblick genehmigt der Wanderleiter eine kurze Trinkpause. Das sogenannte „Hanschenland“ (Karte, Reschke S. 199) rechts liegen lassend, kommen wir, durch lautes Hundegekläff angekündigt, an einer mitten im Wald liegenden Tierpension vorbei. Danach noch etwa zwei Kilometer durch die Klausdorfer Heide, bis wir das Faule Luch (69) erreichen. Obwohl wir den Übergang zwischen Faulem Luch und Faulem See (70) verpassen, kommen wir zu den Gipsseen, nicht ohne allerdings vorher den obligatorischen Umweg zu machen, der aber mithilfe einer GPS-Ortung alsbald erkannt und zurücklaufend korrigiert wird. Was hat die Menschheit und insbesondere deren wandernder Teil nur früher ohne diese Hilfsmittel gemacht? Auf den letzten zwei Kilometern sehen wir rechts die Brüche I bis IV der nach dem Gipsabbau früherer Tage entstandenen Gipsseen (71) , die hier als ein See zusammengefasst werden. Den Besuch des Steilufers auf der anderen Seite mit Besteigung des Aussichtsturms verkneifen wir uns angesichts des einen oder anderen Knieschadens der Gruppenmitglieder. Linker Hand liegt nun der Sperenberger oder Krumme See (72), an dessen Westspitze uns der Blick auf die Kirche das Ende der heutigen Etappe ankündigt. Leider sind auch in Sperenberg die Möglichkeiten, eine Tasse Bohnenkaffee und eventuell gar ein Stück Kuchen zu erwerben stark eingeschränkt, bzw. nicht vorhanden. Der Wollladen bietet uns zwar einen Strickkurs, keinesfalls aber Nahrung in flüssigem oder festem Zustand an. Das Warten auf den Bus wird uns nur durch die Beobachtung der professionellen Reinigung und des Abtransports eines Dixi-Klos aufs angenehmste verkürzt, wenn man von Lärm und Geruch absieht. Aber daran sind wir ja heute schon gewöhnt…Der Bus bringt uns nach Zossen, von wo aus die Regionalbahn halbstündlich nach Berlin verkehrt.