Ob man an einem Tag, an dem bis zu 34 Grad im Schatten und nachmittägliche Gewitter vorhergesagt sind, wandern sollte, ist sicher umstritten. Weil zwei Wanderfreunde schon am Vortag Fahrkarten erworben hatten, gibt es kein Zurück mehr und wir stürzen uns ins Abenteuer. Da die Anfahrt nach Sperenberg mit Bahn (bis Luckenwalde) und Bus erfolgt, können wir erst um 10 Uhr beginnen, 8 Uhr wäre an so einem heißen Tag natürlich besser gewesen, aber der Busfahrplan wird ja nicht nach dem Wetterbericht erstellt.
Der Weg ist, wie meistens, gut ausgeschildert, so dass wir Sperenberg zügig hinter uns lassen und, jetzt schon uns von Schatten zu Schatten vorwärtsbewegend, alsbald das ehemalige Kasernen- bzw. Flugplatzgelände erreichen, dessen Eingangstorbereich noch immer zwei rote Sowjetsterne zieren. Rechter Hand kann man immer am Zaun oder einer manchmal eingestürzten Mauer entlang weitermarschieren. Schatten ist gut, aber Mücken sind schlecht. Und hier gibt es viele Mücken, woher auch immer sie in dieser Staubtrockenheit auch ihre lebensnotwendige Feuchtigkeit herbekommen. Selten war ein Ortsname wie der von Kummersdorf angemessener, stammt der Begriff doch vom slawischen „kumor“ ab, was Mücke bedeutet. Hier hat sich die Natur durch die Jahrhunderte hindurch offensichtlich allen menschlichen Veränderungsversuchen zum Trotz durchgesetzt. Nach Kummersdorf geht es in die Sonne und wir gehen neben einem Graben ( hier gibt`s sonderbarerweise nicht ein einziges Insekt) geradeaus nach Norden. Die recht erbarmungslose Sonnenstrahlung wird durch den schon ziemlich frischen Wind subjektiv erträglicher. In Saalow angekommen beginnt der Himmel etwas von seiner Bläue zu verlieren, was nicht als unangenehm empfunden wird. Bis jetzt haben wir unserer Seensammlung noch kein weiteres Gewässer hinzufügen können, wenn man einmal von einem namenlosen Teich, den man auf dem Militärgelände durch den Urwald hindurchspähend erblicken konnte, absieht.
Am Waldrand auf tiefen, sandigen Wegen voranschreitend, werfen wir ab und an einen Blick auf den sich langsam verändernden Himmel. Gewitter sind angesagt, aber warum sollte der Wetterbericht ausgerechnet heute mal stimmen? Immerhin kommen wir doch noch zu unserem ersten, dem Kleinen Gadsdorfer See (73) und kurz danach folgerichtig zum Großen Gadsdorfer See (74), den wir fast ganz umrunden, bevor wir uns nach Westen wenden. Als wir den Wald verlassen, verfinstert sich der Himmel, aufkommender Sturm weht Sandwände von der nahe gelegenen Baustelle vor sich her und es sieht aus, als ob das Unwetter kurz bevorstände. Wir wollen also ein Taxi für die letzten vier Kilometer bis Trebbin rufen, was im zweiten Versuch auch gelingt. Allerdings müssen wir noch einen Kilometer bis Christinendorf laufen. Während das Unwetter wie das Meer bei Israels Auszug aus Ägypten links und rechts an uns vorbeizieht und sich der Sturm beruhigt, wandern wir bis zur Kirche in Christinendorf, wo uns der Taxifahrer nach einer Viertelstunde bei gutem Wanderwetter abholt. Aber sollte man ihn jetzt zurückschicken? Wir fahren nach Trebbin, können kein Abschlussbier im Hotelbiergarten trinken, da dieser erst (wenn überhaupt) um 17.30 Uhr öffnet, nehmen aber beim Fleischer einen warmen Snack zu uns, bis uns die Bahn in 17 Minuten nach Lichterfelde Ost bringt.