Unser Startpunkt ist zwar der Bahnhof Seddin, aber genauer gesagt befinden wir uns eigentlich im Ortsteil Neuseddin, denn Seddin liegt ja südlich des Großen Seddiner Sees. Stört uns aber nicht, wir wandern zu fünft durch die Eisenbahnersiedlung mit z.T. recht ordentlich renovierten Häusern, teilweise sieht man aber auch Leerstand und Verfall. Das „Kulturhaus“, in dem zu DDR-Zeiten sicherlich feuchtfröhliche Betriebsfeiern stattfanden, nachdem der Kreisparteisekretär seine spannende Rede gehalten und der Betriebsleiter die „Beste Brigade“ ausgezeichnet hatte, gammelt mit zerbrochenen Scheiben vor sich hin, Läden gibt es auch nicht mehr. Im Wald kommt uns stilsicher der Förster im Auto entgegen und warnt uns vor eventuell nach den vergangenen Stürmen herunterfallenden Ästen. Wir versprechen aufmerksam zu sein und nach eineinhalb Kilometern erreichen wir die Unterführung unter den Bahngleisen, wo wir auf den in den letzten vier Jahren liebgewonnenen blauen Punkt treffen.
Der Weg ist einfach zu finden. Fernab jeglichen Wassers, geschweige denn eines Sees, gehen wir durch den Wald, mal Mischwald, mal exakt in Reihen gepflanzter Kiefern- oder Fichtenwald, von dem die Förster gerne behaupten, dass es so etwas gar nicht mehr gebe, weil man ja gelernt habe. Pustekuchen. Damit es nicht gar zu eintönig wird, machen wir den Umweg zu einem Mahnmal für 80.000 Gefallene des Weltkrieges. Wahrscheinlich sind alle Gefallenen der Schlacht um Berlin gemeint, denn eine gigantische Schlacht vor den Toren Potsdams ist uns unbekannt. Das Schild, das uns verbietet die Bahngleise zu überqueren, sehen wir erst, als wir sie schon überquert haben, was nötig ist, um wieder zur eigentlichen Route zurückzukommen. Bei Lienewitz müssen wir eine Baustelle an einer neuen Autobahnauffahrt überwinden. Überraschenderweise hat ein mitdenkender Beamter die Fußgänger berücksichtigt, so dass wir gefahrlos auf die nördlich der A 10 gelegene Seite gelangen. Wir kommen an der Försterei vorbei und sehen nach ein paar Minuten tatsächlich den Karinchensee (81) durch die Bäume schimmern. Jetzt geht es aber Schlag auf Schlag: Zuerst umrunden wir den Kleinen Lienewitzsee (82), nicht ohne die riesige Eiche zu bewundern, ohne herauszufinden, wie alt sie wohl sein mag. Ob der Große Kurfürst vielleicht schon an ihr vorbeigeritten ist? Oder gar Martin Luther, aber der hat sich wohl eher selten in brandenburgischen Gefilden aufgehalten. Wir gehen dann, entsprechend der wieder guten Ausschilderung, auf die Südseite vom Großen Lienewitzsee (83). Als Reschke sein Buch schrieb (S.222) gab es am Ostufer des Sees noch „vier uralte Eichen“, von denen wir nur drei erkennen können. Der letzte Sturm hat auch hier viele Bäume entwurzelt, eventuell war eine der Eichen auch dabei. Nach ca. 2 bis 3 Kilometern entlang gerader Waldwege erreichen wir den Caputher See (84). Eine zeitlang gehen wir am Ufer entlang, dann etwas abseits, bis wir die Häuser von Caputh erreichen. Geradeaus stehen wir bald vor dem Schlosspark. Natürlich ist das Schloss eine Besichtigung wert, aber das wäre ein anderer Ausflug. Durch den Park zum Ufer des Templiner Sees zu gehen ist wegen der Parksperrung nach dem Unwetter nicht möglich. Auf kurzem Umweg erreichen wir aber doch den Uferweg am Templiner See (85). Der See ist natürlich wieder mal eine der dutzenden Ausbuchtungen der Havel, was man aber nur beim Blick auf eine Übersichtskarte feststellen kann. Im Fährhaus wollen wir Rast machen und ein karges Mittagsmahl zu uns nehmen. Zwei konditionsstarke Mitglieder unserer Wandergruppe gehen ohne Atzung weiter nach Potsdam, die Schlaffen essen und beenden dann die Etappe, indem sie gut gesättigt den kurzen Spaziergang zum Bahnhof Schwielowsee machen. Somit kann guten Gewissens der Schwielowsee als Nr. 86 in die Statistik aufgenommen werden. Die Bahn bringt uns über Potsdam nach Berlin.