Die Schlussetappe wollen wir noch im alten Jahr absolvieren, damit man wenigstens eines der vielen geplanten Vorhaben realisiert hat. Mit der Bahn geht`s unkompliziert nach Caputh-Schwielowsee (in Potsdam umsteigen mit Anschluss, wenn er denn klappt). Wir wollen zwar auf das Westufer der Havel, da die Baustelle auf der Brücke über den Templiner See natürlich nicht fristgerecht am 1.11.17 aufgehoben wurde, möchten uns aber nicht den Genuss der Fährfahrt über die Havel entgehen lassen. Die 50 Cent pro Person zahlen wir gerne, obwohl das auf die nur ca. zwei Minuten dauernde Überfahrt umgerechnet wohl teurer als die teuerste Kreuzfahrt ist (Mal überschlagen: der Tag hat 1440 Minuten, wären also 720 €/Tag, bei einer 10-Tages-Fahrt also 7200 €. Stattlich!). Drüben angekommen geht es über die Eisenbahngleise und dann entlang des Petzinsees ( 87 ), einer Auswulstung der Havel, bzw. des Templiner Sees.
Bald gelangen wir zur Brücke am Ende des Eisenbahndammes, der den Petzinsee vom Templiner See abschneidet und kommen so wieder an dessen Ufer. Wir gehen am Rande der Pirschheide entlang. Am Campingpark Sanssouci lockt das Café zur ersten Rast. Obwohl eigentlich nur die Rezeption des Campingplatzes geöffnet hat, bereitet der nette holländische Angestellte Kaffee zu und serviert uns Kuchen im eigens für uns geöffneten Speisesaal. Das nennt man Service!
Wir verlassen die heimelige Wärme des Speisesaals nur ungern, gehen ein kleines Weilchen, bis wir den großen Bahndamm mit Brückenöffnung für die vielen Schiffe und Boote, die hier im Sommer unterwegs sind, erreichen. Ein Ingenieur der Bahn, der seinem Auto auf dem Parkplatz entsteigt, weiß natürlich auch nicht, wann die Bauarbeiten beendet sind, weil er für den Unterbau der Gleise zuständig ist, der schon längst fertig ist…
Der Weg führt nach kurzem Schlenker immer am Wasser auf dem breiten Radweg entlang. In der Ferne sehen wir schon die Türme und Hochhäuser von Potsdam. Man könnte den Uferweg bis zum Bahnhof laufen, aber wir wollen ja den Original-66-Seen-Weg ohne Kompromisse ablaufen, bis wir wieder vorm Schild am Brandenburger Tor stehen. Also biegen wir links in die Kastanienallee ein, gehen durch gepflegte Wohnanlagen aus den Zwanzigerjahren und gelangen immer geradeaus gehend zum Park Sanssouci. Als gute Bürger wollen wir den freiwilligen Eintritt in den Park zahlen, der Automat wirft aber beileibe keine Eintrittskarte aus, nachdem er das Geld mysteriös geräuschlos verschluckt hat. Wir denken lieber nicht darüber nach, was mit unserem Geld geschieht. Den Schlössern und Gärten wird es sicher nicht zu gute kommen. Das Schloss Charlottenhof, wo wir eine kurze Erläuterung vom Wissenden erhalten, sollte man vielleicht im Frühling mit Führung besichtigen. Vorbeischlendernd sehen wir linker Hand das Neue Palais, biegen aber nach rechts, also Osten ab, um am Chinesischen Teehaus vorbeizulaufen. Aber im Park sind die blauen Punkte nicht gestattet und prompt „verlaufen“ wir uns, gehen an schönen Teichen durch sumpfiges (oder ehrlicher beschrieben: matschiges) Gelände, um im aufkommenden Regen auf der Hauptallee dem Ziel näher zu kommen. Wir verlassen den Park an der Straße Am Grünen Gitter und gelangen so zum Brandenburger Tor, wo einige Meter daneben an der Schopenhauerstraße das Start- und Zielschild des 66-Seen-Wanderweges mit einem Gruppenfoto gewürdigt wird. Den Glühwein, den wir uns auf dem Weihnachtsmarkt hinter dem Tor vor dem Regen geschützt in einer kleinen Bude genehmigen, haben wir uns nach 416 km (laut Buch) bzw. 373 km (laut Schild) redlich verdient. Die Addition der Kilometer unserer 27 Etappen beträgt 454 km, wobei wir nicht immer ohne kleine Umwege, sprich Irrwege auskamen. Obwohl die Entfernungen der letzten 10 Etappen mit GPS ausgemessen wurden (und ziemlich genau mit den Angaben in den Reschke-Karten übereinstimmten) gibt es diese Differenz, wegen der sich aber kein Kopfzerbrechen lohnt. Letztlich ist die Gesamtwanderstreckenentfernung völlig egal. Es geht nur um den Spaß und den hatten wir in den vergangenen vier Jahren.
Der 66-Seen-Wanderweg mit seien 87 Seen ist auf jeden Fall zum Nachwandern empfohlen!